(Der Text kann als PDF-Dokument am Ende der Seite heruntergeladen werden.)
Um einen Einblick in die einzelnen Familien von Windbergen zu bekommen, habe ich zunächst die Kirchenchronik durchgearbeitet und zu erfahren versucht, wieweit sich die Geschlechter zurückverfolgen lassen, wobei ich sämtliche Familiennamen, die jetzt noch vorkommen oder an die sich – falls sie bereits verschwunden sind – unsere Väter und Großväter erinnern können, aufgeschrieben. Mit diesem Stoff war ich imstande, die Stammbäume der verschiedenen Familien aufzustellen. Da die neuere Kirchenchronik nur ganzkurz abgefaßt ist, war es mir nicht möglich zu erkennen zu welchem Stamm jeweils die lebende Generation gehörte.
Aus diesem Grund ging ich mit meinen Stammbäumen von Haus zu Haus und fragte, die Besitzer nach den Namen ihrer Großväter, wodurch ich fast immer den Anschluß an die früheren Generationen bekam.
Darauf ließ ich mir von jeder Familie sagen, was ich Wissenswertes von ihrem Geschlecht niederschreiben könnte. Zunächst will ich nun den Hof Speersdick behandeln, der außerhalb des Dorfes Windbergen liegt und dann auf die Bevölkerung des Dorfes eingehen.
Nach Grabungen vom Jahre 1925 (Urnenfunde im Obstgarten des des jetzigen neuen Hofes) soll schon im letzten Jahrhundert vor Christi Geburt bei Speersdick , dem heutigen Sitz der Beeck-Familie (1)(Die von einem Kreis umgebene Zahl gibt die Lage des Hofes auf der Karte an) eine Siedlung gewesen sein. Die Wohnstätte hat bis ins 19. Jahrhundert auf der Ostseite der Frestedter Au gelegen und wurde dann auf die Westseite der Au verlegt. Dadurch schied Speersdick aus dem Kirchspiel Süderhastedt aus, denn von jeher war die Frestedter Au die Grenze zwischen dem Kirchspiel Süderhastedt und Südermeldorf=Geest gewesen, und wurde von jetzt ab zum letzteren gerechnet.
Der damalige Besitzer gab den Kirchenbehörden von der Verlagerung keine Nachricht und bezahlte an Süderhastedt seine Abgaben weiter, ohne daß ihn Windbergen heranzog. Erst im Jahre 1863 wurden die Windberger darauf aufmerksam und strengten ein Betreibungsverfahren gegen den Besitzer an; dieser drang hiernach mit aller Macht darauf, seine Zugehörigkeit zu Windbergen zu erreichen.
Die Familie Beeck, die, wie schon erwähnt wurde, heute dort heimisch ist, stammt ursprünglich aus Holstein (aus dem Kirchspiel Schenefeld und Hademarschen).
Der Stammvater war anfangs Zöllner auf Hohenhörn. Nachdem er seinen Beruf aufgegeben hatte, zog er nach Warringholz (im Kirchspiel Schenefeld), seinem Geburtsort, woher auch seine zweite Frau (Antje Veers) stammte. Erst mit seiner Enkelin Luzia Beeck, der Ehefrau von Marx Rickers, der den Hof im Jahre 1777 von Marx Matthiessen kaufte, trifft man in Speersdick zum ersten Mal auf den Namen Beeck, den inZukunft alle Besitzer haben.
Vermutlich hat Lucia, als ihr Gatte bald darauf gestorben war, ihren Bruder Andreas auf den Hof gerufen, denn im Jahre 1780 wird einem Andreas Beeck eine Tochter dort geboren.
Im Jahre 1786 wird der nächste Besitzer des Hofes, wiederum ein Andreas, geboren.
Dieser vergrößert nach Übernahme des Hofes (1808) durch Kauf den Besitz.
Zwei Söhne wurden von ihm hinterlassen: Andreas und Hans Jacob. Im Jahre 1857 ging der
Besitz an den letzteren über, der 1838 im sogenannten Bielholz 4 Scheffel Land und im Jahre 1875 eine Weide von 2,48 ha hinzuerwarb.
Nach dessen Tod (1890) wurde der Hof zunächst von den beiden Erben (Hans Jacob und Andreas [Hier liegt ein Versehen vor, denn es soll nicht Andreas, sondern Claus Hinrich sein. (siehe Stammb.)]), diesein schon früh verstorbener SohnHans Andreas (geb. 1848, gest. 1878)hinterlassen hatte, gemeinsam bewirtschaftet.
Im Jahre 1895 wurde der alte Sitz voneinem gewaltigen Brand eingeäschert, wobei nur der Hofhund in den Flammen umkam. Ein zwei Jahre vorherneu gebauter Stall blieb von den
Flammen verschont. Doch das Wohnhaus wurde noch im selbigen Jahre wieder aufgebaut und durch einen Gang mit dem Stall verbunden. 1896 wurde ein neues Bauernhaus neben
dem alten Stammhof errichtet, das Claus Hinrich bezog.
Am Anfang des nächsten Jahres wurde der Hof geteilt. Hans J. bekam 30 ha und Claus Hinrich 29 ha. Somit wirtschaftete der erstere auf dem Stammhof, während der letztere den neuen Besitz erhielt. Ihm war es aber – wie seinem Vater – nicht vergönnt, lange an dem Hofe seine Freude zu haben. Schon nach 12 Jahren raffte ihn der Tod dahin. Seine Frau (Margar.
Magdelena, geb. Staack) führte zunächst die Wirtschaft des Hofes allein, später zusammen mit ihren beiden Söhnen (Claus Andreas und Thies Hinrich).
Um die Mitte des Jahres 1921 wurde in der Nähe des Stammhofes für den alten Hans Jacob
und die Maria Margaretha, geb.Kruse ein Verlehnshaus gebaut, und in denselben Jahre erhielt ihr Sohn Hans Andreas Johannes den Stammsitz.
Dieser Hof erlangte im Laufe der Zeit seine Größe von 41 ½ ha, während der neue Besitz jetzt 36 ha groß ist. Hieraus ersieht man, daß beide Höfe einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung genommen haben.
Mit Recht kann Hans Andreas Johannes stolz darauf sein, daß der Stammhof im Jahre 1927
von der Landwirtschaftskammer als Beispielswirtschaft für die dithmarscher Geest anerkannt wurde (Das ist aus „Die Geschichte des Hofes Speers-dick bei Windbergen“ von Lehrer H. Peters, früher in Windbergen entnommen.).
Ganz anders liegen die Verhältnisse bei den Bewohnern des Dorfes.
Windbergen ist eine uralte Siedlung, denn man hat dort ungeschliffene, rohe Steinwerkzeuge gefunden. Auch deuten mehrere Grabhügel aus der Steinzeit in der Feldmark (süd-östlich vom Dorf) darauf hin. Offenbar war Windbergen in der Vorzeit Hafenort, als es noch durch einen Abfluß des Windberger Sees – der allerdings heute verlandet ist – mit dem Meere (Nordsee) verbunden war.
Hiervon spricht bereits Nekorus (I Seite 209): „Unnd berichtet men dat men tho Windbergen hebbe angesegelt, unnd dor de Schep geloten.“
Durch den Handel wurde Windbergen ein wohlhabendes, angesehenes Dorf, das einst sogar zwei Achtundvierziger unter seinen Bewohnern hatte (aus der Peters- und Friederichs-Familie).
Aber nach dem ersten Deichbau wurde es vom Meer abgeschnitten und hörte auf Hafenort zu sein. Dadurch verlor es seine große Bedeutung.(Vergl. „Dithmarschen“ von Mäckelmann und Martens unter Windbergen).
So kommt es auch, daß die alten angesehenen Geschlechter immer seltener wurden, so daß heute die meisten schon aus dem Dorfe verschwunden sind. Nur ganz wenige können ihr Geschlecht kaum 200 Jahre zurückverfolgen. Namen wie: Dethlefs, Karstens, Mönck, Peters und Veers kommen im Dorf nicht mehr vor oder sind am Aussterben begriffen, trotzdem es stets angesehene und geachtete Familien waren.
Hieraus ergibt sich also, daß in Windbergen von den alten, eingesessenen Familien nur noch sehr wenige übrig sind, während der größte Teil der jetzige Bewohner von anderswoher eingewandert ist.
Eine der ältesten Familien unseres Dorfes ist der Rohde-Stamm (2). Wenn auch die alte Windberger Kirchenchronik nur bis 1738 zurückgeht, und man erst damals von einem Maas Rohde hört, so kann man doch mit Bestimmtheit annehmen, daß die Familie schon viel früher (etwa im 17. Jahrhundert) in Windbergen beheimatet war, was mir auch mehrere alte hiesige Einwohner versicherten. Der alte Stammhof der Familie steht heute noch und wird von Hans Rohde (verheir. mit Martha Martens) bewirtschaftet.
Der Besitz war früher einmal recht groß; er wurde dann jedoch durch Erbschaft oder Verkauf stark verkleinert. Erst der Vater des jetzigen Besitzers hat ihn wieder auf seine alte Höhe gebracht, so daß der Hof jetzt mit gut 90 ha der größte unseres Dorfes ist.
Daß die Familie von jeher in großem Ansehen bei den Einwohnern stand, beweist die Tatsache, daß sie von 1738 bis auf die Gegenwart vier Ortsgevollmächtigte in ihrer Reihe hatte.
Unter dem Jahre 1742, wo die alte Kirche abgebrochen und wieder neu aufgebaut wurde, findet man in der Kirchenchronik folgende bemerkenswerte Eintragung: „ Am 23. Januar 1742 ist zwischen den Johann Peters, Peter Dethlefs, Claus Dethlefs, Dethlef Peters und Hans Rohde einerseits und der Gemeinde Windbergen andererseits eine Vereinbarung
getroffen worden, daß die drei hohen Stühle in der Südwestecke der Kirche für immer den
fünf Häüsern der Vorhergenannten zu ihrer freien Benutzung verbleiben sollten, jedoch sind
die fünf Herren verpflichtet, eine einmalige Summe von 200 Mark lübsch in bar zum Bau der Kirche zu erlegen und für das Instandhalten ihrer Stühle selbst zu sorgen; auch dürfen die Stühle weder verkauft noch verheuert werden.“
Diese Vereinbarung gilt natürlich heute nicht mehr; aber es ist doch der deutlichste Beweis dafür, daß die Vorfahren wohlhabende und geachtete Bauern waren.
Dasselbe kann man auch von der Martensfamilie (3) sagen, die ebenso ihren Namen weither
ableiten kann und gegenwärtig das verbreitetste Geschlecht im Orte ist.
Der Stammhof befindet sich eigentlich nicht mehr im Besitz der Familie, denn kurz vor 1900 erbte Catharina Amanda den Hof und vermählte sich mit Hermann Christian Wilstermann, der ihn noch in Händen hat. Der Besitzer des daneben liegenden Bauernhauses (3e), der auch zur Martens-Familie gehört – er hieß Hans (verh. mit Catharina Margaretha, geb. Martens, verw. Hadenfeldt) – ist im vergangenen Jahre gestorben, und das Land ist zum gößten Teil
an die Erben gekommen oder verpachtet und verkauft worden – übrigens ist dieser Besitz nicht etwa Teil des alten Erbhofes, sondern ist durch Heirat erworben worden.
Der Stammvater Marten und dessen Enkels Sohn waren Ortsgevollmächtigte. Dieses Amt übt in der Gegenwart ebenfalls Timm (3a) (verh. mit Anna Cathar. Popp) aus, der mit Detlef (3b) (verm. mit Anna Ritters), Hans (3b) (verh. mit Dora Timm) und Hermann (3d) (verm. mit Frida Döscher) den Namen Martens in Windbergen weiter fortführt.
Außerdem lebt noch ein Bruder von den drei ersten in Epenwöhrden, ein anderer (Hermann) ist nach Amerika gezogen und ebendort gestorben.
Von der anderen Linie, die in Marten, dem Enkel des alten Marten, des Stammvaters für beide Linien, ihren Stammvater sieht, leben im Heimatdorf Johann (3f) (verm. mit Marg. Magdal. Luise Muesfeldt) und dessen Söhne Hans Detlef und Martin (3g), von denen der Letztgenannte
wieder 3 Söhne ( Johann Hinrich, Richard und Otto) hat.
Auswärts - also nicht in Windbergen - leben von dieser Linie Marten (verh. mit Antine Pien), Detlef, Marten Hinrich (verm. mit Anna Sophia Thode) in Hamburg, Johannes (verh. mit Erna Erichsen) auf der Mühle in Rumfleth (bei Wilster) und Hermann, der Kaufmann ist.
Zu den wenigen alten Bauerngeschlechtern gehört ebenfalls die Hinrichs-Sippschaft. (4)
Auf drei Ortsgevollmächtigte (Jacob (verm. mit Gretje Martens), Hans (verh. mit Antje Löhndorf) und Claus (verm. mit Abel Wilhelmine Hanssen) können die jetzigen Nachkommen mit Stolz zurückblicken. Die Stammstelle ist von einem Erben auf den anderen gekommen und wird in der Gegenwart von Fritz (4a)(verh. mit Ella Wilkens) bewirtschaftet. Hermann (4b), ein Bruder von Fritz hat sich, wie man im Volksmund zu sagen pflegt, in den alten Henningsschen Hof hineingeheiratet, der allerdings vor 6-7 Jahren abgebrannt ist und von ihm wieder neu aufgebaut wurde.
Der Name Johannsen (5) geht in der Kirchenchronik bis um 1800 zurück. Er läßt sich sicherlich noch weiter zurückführen, denn in einem Schriftstück der Windberger Gemeinde aus dem Jahre 1745, das uns über die Verteilung und Verlosung des gemeinsamen Torfmoores Aufschluß gibt, wird bereits ein Mars Johannßen erwähnt.
Der Stamm-Name ist im Dorf augenblicklich nicht mehr vertreten, da Detlef, der Schiffszimmermann auf der Germania-Werft in Kiel war, und trotz seiner häufigen Abwesenheit mit seiner Frau Elise, geb. Stange die Landwirtschaft weiter auf dem Erbhof
betrieb, gestorben ist.
Seine Ehefrau lebt heute noch dort. Früher besaß das Geschlecht auf diesem Hof eine ansehnliche Bauernstelle mit 4 bis 5 Kühen und dem dazu gehhörigen Land, das aber inzwischen verkauft wurde. Zwei Söhne von Detlef (Johannes und Robert) sind im Weltkrieg für das Vaterland gefallen; die beiden jüngsten sind als Kaufleute in Hamburg tätig.
Der eine Onkel von Detlef, Dierk, hat die Kate, wo jetzt Wilhelm Lahrsen wohnt, gebaut und auch längere Zeit bewohnt. Seine Söhne zogen beide von Winbergen fort: Johannes nach Hamburg, wo er bald starb, und Hans Friedrich (verm. mit Marianne Christiansen, genannt Detlefsen) nach Bargenstedt (bei Meldorf).
Das sind die alten Familien, von denen ein Nachkomme die Wirtschaft auf dem Stammhof weiter betreibt.
Die Zahl der Familien deren Erbsitz in anderer Geschlechter Hände übergegangen ist, ist
etwas größer.
Am angesehensten hierunter waren wohl die Friederichs (6).
Zur Zeit der größten Bedeutung Windbergens saßen ein gewisser Friederichs und ein gewisser Peters mit im Rat der Achtundvierziger in Heide. Ebenfalls wurde aus der Familie öfters der Ortsgevollmächtigte gewählt. Das beweist, daß man diesen Stamm das größte Vertrauen entgegengebracht (hat) und ihn gebührend geehrt hat.
Der alte Hof steht nicht mehr, er lag gegenüber dem Rohdeschen Besitz, wurde kurz vor 1900 durch Verkauf zerstückelt und 1908 vom Blitz eingeäschert.
Von der stolzen Familie selbst, in der dreizehn Generationen den Namen Detlef trugen, lebt im Heimatdorf als einziger der alte Marten – seine Frau Marie Luise, geb. Schruhm ruht längst in der Erde – und ist trotz seiner 84 Jahre noch körperlich und ganz besonders geistig außerordentlich frisch. Man rühmt sein erstaunliches Gedächtnis und seinen klugen Verstand, die das hohe Alter bis jetzt kaum geschwächt hat.
Körperlich war er früher ein Hüne von Gestalt – er wog in seinen besten Jahren 280 Pfund – und hatte Bärenkräfte, die er für seinen Müllerberuf gerade gebrauchen konnte. Im Dorf wird er allgemein geehrt und geachtet, und jeder „klönt“ gerne mit „Matten Ohm“ ein Stündchen,
denn in allem ist er wohl bewandert. Er erzählte mir zum Beispiel, daß das Hinterhaus von seiner Mühle, wo jetzt sein Schwiegersohn Detlef Heuck Müller ist, bereits 84 Jahre steht, und daß der Garten daran 81 Jahre lang mit Kartoffeln bepflanzt wurde.
Martens Geschlecht stirbt, da er kein männlichen Erben hinterläßt, damit in Windbergen aus.
Aber nur im Heimatort wird der Name Friederichs verschwinden; das Geschlecht als solches lebt in Neuenbrook (zwischen Itzehoe und Krempe) weiter, wo der Name Detlef zum 14. Mal
von einem vier bis fünf Jahre alten Sprößling weitergetragen wird.
Nach diesem Geschlecht ist der Bedeutung nach wohl die Claußen-Familie (7) zu nennen. Der Stammbaum geht bis ins Jahr 1658 zurück, und der Erbhof war bis vor kurzem im Besitz der Familie. Allerdings ist das Erbland verpachtet oder verkauft worden.
Der Hof selbst wurde bis 1931 von der Frau des Hans Claußen, namens Catharina, geb. Elsner mit ihrem Sohn Hermann bewohnt. Im selben Jahre wurde auch er verpachtet. Die einzigsten in Windbergen sind heute Willy (7a) (verh. mit Anna Timm) und Claus (7b), der Sohn von Hans
und Wiebke Cath. Margareta Hein, beides angesehene Bauern.
Außerdem wohnt ein Ferdinand (verh. mit Amanda Fröhlich) und dessen Sohn in Wandsbeck und Claus (vermählt mit Cäcila Bengtson) auf seinen ansehnlichen Bauerngehöft in Kaltenkirchen.
Der Hennings-Stamm (8) leitet sein Geschlecht von Claus (verh. mit Gretje Frantzen) her, der um 1700 geboren wurde und bereits Eingesessener in Windbergen war.
Wie viele andere ehrwürdige Geschlechter, so wurden Männer dieses Stammes dreimal – soweit gibt uns die Chronik hierüber Aufschluß – von den Dorfbewohnern dazu erkoren, die Geschicke Windbergens im Innern und nach Außen hin zu leiten.
Auffallend ist, daß die einzelnen Familienmitglieder fast stets im Heimatdorf geblieben sind.
Gegenwärtig beheimatet unser Ort Heinrich (8a) (Verm. mit Frieda Timm), Otto und August, die als Junggesellen zusammen mit ihrer Mutter des Vaters Hof verwalten und bewirtschaften. Wie schon bei der Hinrichs-Familie erwähnt ist, stand der alte Hofsitz auf dem Grundstück des Hermann Hinrichs und ist in dessen Hände übergegangen.
Ebenfalls das Heuck-Geschlecht kann bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts auf seine Vorfahren zurückblicken. Sein Stammhof wurde kurz nach dem Kriege von Detlef
an August Blohm verkauft, der den großen Stall am Hause niederreißen ließ.
Neben Detlef kommen als Nachkommen Hinrich (9a) (Verh. mit Emma Voß) und Hermann (9b) (verm. mit Dora Veers) in Frage. Der erstere ist im Weltkriege im Westen geblieben und hat drei unmündige Söhne zurückgelassen. Der letztere führt auf dem alten Veerschen Hof die Wirtschaft weiter. Seinen Stamm werden vier Söhne, von denen drei mündig sind und einer durch die Ehe mit Agnes Groth verbunden ist, fortpflanzen.
Den Ursprung der Voigt-Familie nennt das Kirchenbuch am Anfang des vorigen Jahrhunderts. Ob sie schon länger in Windbergen ihr Heimatdorf hat, ist völlig unbekannt. Der Stammvater Hans war berühmt wegen seiner ungewöhnlichen Kraft.
Man erzählt heute noch daß dieser 1813 bei einem Durchzug von Kosackenhorden (wohl unter Tettenborn) einen dieser wilden Schwärme, der dem Pferde seines Vorgesetzten in dem
damaligen Hause Voigtschen soviel Hafergarben – natürlich auf Kosten des Besitzers – vorwarf, daß es darin liegen konnte, mit einer Forke unbarmherzig an das große Scheunentor nagelte. Hierauf verbarg er sich solange im „wilden“ Moor, bis die Russen abgezogen waren. Hans Enkel Hans (verm. Wiebke Cath. Nottelmann) war der Erbauer des jetzigen Bahrschen Hauses, das westlich vom Dorfe gelegen ist. Der Stammsitz wurde schon früh verkauft, heute
wohnt Hinrich Wilstermann dort.
Jürgen Friedrich (verm. mit Magdal. Nohr) Geld benötigte und verkaufte anfangs die Ländereien, während sein Sohn das ererbte Haus zu Geld machte. Bis auf die Gegenwart hat sich das Geschlecht in Windbergen erhalten (Hermann (10a) (Helene Rehse) und Claus (10b) (Anna Christina Heesch).
Außer diesen wohlhabenden Bauern schauen auch ärmere Familie, die noch das Dorf bewohnen, auf einen alten Stamm zurück, wie die Martens (11) (Kätner), Funk und Wrig.
Die zuerst Genannten waren teils Schuster, teils Tagelöhner. Der letzte Nachkomme hiervon ist der hiesige, pensionierte Rottenführer bei der Reichsbahn, mit Namen Joh. August (11a)
Dasselbe bescheidene Arbeiterleben führte die Funk-Familie (12). Nur das letzte Glied (12a), nämlich von Hans Detlef und Anna Margareta, geb. Barnholdt hat einen kleinen Bauernhof inne und bebaut als arbeitsamer Landmann sein Feld.
Das Wrig-Geschlecht (13), wovon der Schlachtermeister Ernst Wrig in Meldorf abstammt, kommt in der Chronik bereits um 1800 vor. Schon im zweiten Glied trifft man das Schlachtergewerbe an, dem die späteren Söhne bis auf heute treu geblieben sind. Johanns Sohn Claus (Trina Hehn) bewohnte zuerst das Haus der Witwe Bolls, zog dann in die Detlef Harbecksche Wohnstätte, wo er auch gestorben ist. Sein Nachkomme Claus war anfangs in einer Lederfabrik in Wilster beschäftigt. Von dort zurückgekehrt, baute er dort sein Heim, wo Hinrich Gravert wohnt, dann zog er nach Meldorf und betrieb die Schlachterei, die jetzt sein
Sohn Ernst besitzt. Aber als er alt war, trieb es ihn wieder nach seinem Geburtsort zurück, den er 1932 wieder verließ, um in Heide bei seiner Tochter seinen Lebensabend zu beschließen. Sein Bruder Hinrich ist heute noch immer in Windbergen ansässig.
Die anderen Familien, die gegenwärtig in Windbergen beheimatet sind, wanderten zum größten Teil von anderswoher ein,und zwar: 2 aus Lütjenwestedt (Ruge (14) um 1850, Harbeek (15) um 1860), 1 aus Hohenaspe (Boe (16) 1807), 1 aus Huje bei Heiligenstedten (Jebens (17) 1811), 4 aus Hannover (Blohm (9) 1812, von Levern (18) um 1870, Niebuhr (19) um 1845, Wilstermann (3)(20) nach 1870), die letzteren wanderten, bevor sie nach Dithmarschen kamen,
in die Wilster-Marsch ein – daher auch der Name! – 1 aus Schrum bei Albersdorf (Brandt (21) um 1820), 1 aus Rüsdorf bei Heide (Schipper (22) um 1890), 1 aus Marne (von Essen (23) 1906), 1 vom Gute Dagenau (Hanssen (24) 1770), 1 aus Barlt (Heuer (25)), 1 aus Nindorf (Hadenfeldet (26) kurz nach dem Weltkriege), 1 aus Bargenstedt (Kühl (27) 1923), 1 aus Sarzbüttel (Friedrichs (28) kurz vor 1900), 6 aus Krumstedt (Filter (29) 1856, Thedens (30) um 1880, Timm (31) 1895, Bahr (32) um 1890, Dreeßen (33) Wilhelm und Hermann) eben vor 1848, Dethmann (34) 1907), 3 aus Hochdonn (Dreeßen (35) (August) in der Nachkriegszeit, Kraft (36) um 1870, Harms (37) um 1900), 1 aus Brickeln (Wethje (38) 1875), 1 Gribbohm (Oft (39) kurz vor 1790), 1 aus Rahde bei Huje (Hahn (40) vor etwa 20 Jahren) 1 aus Wilster (Wendt (41) 1905 – die Familie hat eigentlich ihre Heimat in Altholstein, ist jedoch von Wilster her zugewandert-), 3 aus Buchholz (Looft (42) um 1890, Asmus (43) 1900, Engel (44) 1926, der in diesem Jahre als Siedler nach Bockhorst gezogen ist), 1 Aus St. Michaelisdonn (kurz vor dem Kriege Heitmann (45), 1 aus Friedrichskoog (Maurer Julius Martens (46) 1908), 2 aus Kuden (Wigge (47) 1865, Wittmaack (48) 1912), 5 aus Eggstedt (Bornholdt (49) 1873, Schuldt (50) etwa 1920, Groth (51) 1908, Voss Stammvater Johann um 1860 (52), Claus (53) 1870, 1 aus Mühlenbarbek (Horns (54) um 1880), 1 aus Dingerdonn (Loges (55) 1869), 1 aus Sagau (bei Lübeck) (Kloth (56) 1894), 2 aus Großenrade (Möller (57) 1907, Thode (58) um 1890) 1 aus Frestedt (Strufe (59) kurz vor 1800) 1 aus Süderhastedt (Rühmann (60) 1881), 1 aus Mecklenburg (Gütschow (61) 1902), 1 aus Wolmersdorf (Wiechert (62) 1924), 1 aus Hindorf (Raap (63) um 1900) 1 aus Vaalermoor (Bolls (64) 1926), 1 aus Österborstel bei Tellingstedt (Breiholt (65) kurz vor dem Kriege) 1 aus Ammerswurt bei Meldorf (Joh. Behrems (66) 1927),
1 aus Wedel (Werner (67) 1920) 2 aus Elpersbüttelerdonn (Rehse (68) 1926 u. Erling (69) vor etwa 20 Jahren), 1 aus Hohenheide bei Heide (Hargens (70) 1907), 1 aus Sachsen (Lehmar (71) 1911), 1 aus Ostpreußen (Naujock (72) 1909), 1 aus Meldorf (Busch (73) 1906), 1 aus Alberdorf [sic!] (Töns (74) 1870), 1 aus Busenwurth (Sievers (93) vor etwa 30 Jahren), 1 aus Meldorf (Bünz (94) 1927).
Von 5 Familien, die zum Teil bereits über ein Jahrhundert in Windbergen ansässig sind, ist der Heimatort unbekannt (Lahrsen (75), Meier (76), Eismann (77), Heys (78), Gehrts (79)).
Außerdem sind noch in der Gegenwart einige Familien zugezogen: Schröder (80) aus Brunsbüttelhafen, Kruse (81) aus Busenwurth, Scheel (82) aus Westdorf bei St. Michaelisdonn, Jesaitis (83) aus Busenwurth, Brinkmann (84) aus Westfalen, Behrens (85) (Otto) aus Ammerswurth bei Meldorf, Oehlers (86) aus Östermoor bei Brunsbüttel, Pastor Vollstedt (87) aus Kiel, Lehrer Jordan (88) aus Hademarschen, Hans Hansen (89) aus Busenwurth, Hube (90) aus Heide, 1 aus Tellingstedt (Gravert (91)) und Marwitz (92) aus Meldorf.
Von allen Eingewanderten sind 70,67% Dithmarscher und 29,33% Nichtdithmarscher.
Hieraus kann man also ersehen, wieviele alten Höfe in Windbergen sich einerseits von einem Geschlecht zum anderen fortgeerbt haben und andererseits in den Besitz fremder Familien gekommen sind, während der Kreis der alten eingesessenen Familien immer enger wurde und stets neue Bewohner von auswärts einwanderten, wobei aber die weitaus größte Zahl ihre nähere Heimat in Dithmarschen hat.
Als Quellen sind von mir benutzt worden:
1. die Windberger Kirchenchronik,
2. „Dithmarschen“ von Möckelmann u.Marten,
3. die Geschichte des Hofes Speersdick bei Windbergen“ von Lehrer H. Peters, früher in
Windbergen,
4. die mündlichen Aussagen Dorfbewohner
Ich versichere hiermit, daß ich die Arbeit selbständig angefertigt und andere als die genannten Hilfsmittel nicht verwendet habe.
Hans Behrens